DFG-Positionspapier zum wissenschaftlichen Publizieren
Definition von Herausforderungen und Handlungsfeldern / Veränderungen erfordern Kulturwandel in der Wissenschaft
Das wissenschaftliche Publikationswesen ist einer Reihe von Herausforderungen ausgesetzt, die negative Auswirkungen auf die Wissenschaft haben können. Insbesondere die auf Metriken gestützte Wissenschaftsbewertung kann problematische Anreize setzen und damit eine der Wissenschaft angemessene Entwicklung des Publikationswesens und des Wissenschaftssystems insgesamt verhindern. Um zu einer kritischen Diskussion und einer Korrektur dieser Entwicklungen beizutragen, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Positionspapier mit dem Titel „Wissenschaftliches Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung: Herausforderungen und Handlungsfelder“ veröffentlicht.
„Die DFG setzt sich für ein offenes Publikationswesen und eine an Inhalten orientierte Bewertungskultur ein“, sagt DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker. „Mit dem Positionspapier will die DFG einen Kulturwandel anstoßen, insbesondere bei den Leitungsebenen von Forschungseinrichtungen und den maßgeblichen Geldgebern der Wissenschaft. Zugleich möchten wir Vertrauen für diesen Wandel schaffen, um es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu erleichtern, bei der Publikation und Bewertung von Wissenschaft die Qualität in den Vordergrund zu stellen.“ Das Positionspapier diene zudem als Richtschnur für das Handeln der DFG selbst, in ihrer Funktion als zentrale Selbstverwaltungseinrichtung der Wissenschaft wie auch als größte Forschungsförderorganisation in Deutschland, so Becker.
Das Positionspapier soll einen Beitrag leisten zur Stärkung wissenschaftsadäquater Rahmenbedingungen im Wissenschaftssystem und zu nationalen wie internationalen Diskussionen um die Fortentwicklung von Publikations- und Bewertungssystemen. Ausgehend von einer Definition der grundsätzlichen Funktionen wissenschaftlichen Publizierens werden im ersten Abschnitt („Grundzüge des Publikationswesens“) die häufigsten Formen wissenschaftlichen Publizierens sowie deren Verbreitung und Qualitätsprüfung beschrieben. Zweitens werden folgende Aspekte als aktuelle Herausforderungen identifiziert und tiefer gehend diskutiert: Die Auffindbarkeit von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Marktstrukturen und Geschäftsmodelle des wissenschaftlichen Verlagswesens, betrügerisches Publizieren, Qualitätsprüfung und Peer-Einbindung sowie die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaftsbewertung und Publikationswesen.
Im dritten Abschnitt werden im Hinblick auf die beiden Hauptadressaten des Positionspapiers Handlungsfelder benannt: In der Verantwortung der (Leitungsebene der) Wissenschaft liegen demnach die Etablierung neuer Formen der Qualitätsprüfung von Veröffentlichungen, der Ausbau der Adressatenorientierung wissenschaftlichen Publizierens und die Stärkung zusätzlicher Systeme der Reputationszuschreibung sowie die Sicherstellung der Hoheit der Wissenschaft über ihre eigenen Daten. In der Verantwortung der Geldgeber liegen hingegen die Verbreiterung des Spektrums akzeptierter Publikationsformate, ein Einfordern stärker inhaltlich ausgerichteter Leistungsnachweise und die Stärkung der Rezipierendenseite.
Das Positionspapier „Wissenschaftliches Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung“ wurde in einem umfassenden Prozess unter der Leitung der DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Julika Griem von Mitgliedern des Präsidiums und des Senats der DFG aus allen vier Wissenschaftsbereichen, der Geschäftsstelle sowie im Austausch mit Expertinnen und Experten erarbeitet.
Quelle sowie weitere Informationen: Pressemitteilung der DFG